Sonntag, 16. Mai 2010

Sonntag, 16. Mai 2010

Ganz so schnell war der Abend dann doch noch nicht vorbei. Nach dem leckeren japanischen Essen, welches unsere Gastgeber wieder einmal bezahlten - alles andere käme einer Beleidigung gleich…-gingen wir noch in eine Bierbar.
Anschließend fuhren wir mit zwei Taxis auf einen der Nachtmärkte – hier gab es auch Schlangen und Schildkröten zu essen / kaufen. Das ist dann doch etwas abartig für mich gewesen. Ich frag mich, wer so etwas isst.
Unser taiwanischer Freund James meinte, dass er einmal Nasenbluten bekam, als der Schlangenblutsuppe gegessen hatte. …Das kann ja auch nicht gesund sein!
Jedenfalls sollte man das mal gesehen haben und ich habe es nicht bereut, doch nicht früher ins Hotel gegangen zu sein. Zurück testeten wir die U-Bahn – nicht ganz so spektakulär, aber innovativ finde ich die blaue Sperrzone, die nur für Frauen in der Nacht reserviert ist und die überwacht wird.
Das stärkt auf jeden Fall das Sicherheitsgefühl, wobei ich mich die ganze Zeit sehr sicher fühle und auch die Kriminalitätsquote recht niedrig sein soll.
Im Hotel, gegen Mitternacht angekommen telefonierte ich noch mit Marysia.
Die Anderen gingen noch zur Fußmassage auf einen anderen Nachtmarkt – da habe ich aber gewiss nichts verpasst, denn ihre Füße taten anschließend wohl mehr weh, als vor der Massage.

Den Sonntag sollte es früh 7.30 Uhr los gehen – zum Flug auf die Insel Kinmen, die 1,8 Kilometer vor dem chinesischen Festland liegt.
Vorher war ich noch laufen – eine Runde um den Taipei 101, der etwa 2,5 Kilometer vom Hotel entfernt liegt



Der Flug mit einer Mac-Donald-Douglas Maschine war sehr ruhig und dauerte etwa eine Stunde.
Auf der Insel nahm uns Lisa, eine kleine Chinesin, die stets lachte, in Empfang. Sie arbeite bei der Nationalparkverwaltung und führte uns durch den Tag und die gesamte Insel. Nach einem Film über Kinmen starteten wir in Richtung einer unterirdischen Tunnelanlage, wo sich die Taiwaner, samt ihrer Schiffe, im Krieg 1958 vor den Chinesen in Sicherheit brachten. Aufwendige Konstruktion, wenn man bedenkt, dass Granit das vorherrschende Gestein ist.
Danach besichtigten wir ein altes Dorf – hier fand ich interessant, dass die Taiwaner den westlichen Baustil adaptierten und sich an den Gebäuden christliche Engelssymbole wieder finden, die mit chinesischen Drachen kombiniert wurden.



Nun ging es zum Mittagessen – in ein normales Restaurant, also keine Touristengaststätte- hier war es sehr lecker und ganz typisch chinesisch. Manche Speisen sind dennoch nichts für mich – Tofu oder Muschelsuppe, aber die Vielfalt der Speisen lässt Niemanden verhungern.
Anschließend ging es in eine Messerfabrik. Das interessante daran ist, dass der Messermeister aus den Resten der chinesischen Kriegs-Granaten hervorragende Messer herstellt. Da bekommt der Satz „Schwerter zu Pflugscharen“ eine ganz neue Bedeutung. Er stellte dann vor unseren Augen binnen 15 Minuten ein schönes Messer her, was er unserer Delegation schenkte. In dem Geschäft habe ich mir zur Erinnerung auch noch ein Jagdmesser zugelegt.



Die sich nun anschließende Schnapsfabrik kam spontan in das Programm, als der Verdauungsschnaps zum Mittagessen ausfallen musste- nichts für mich, wobei ich höflicherweise auch probierte ;)
Eine zweite Festung, Strandbesuch und noch ein historisches Dorf bildeten den Rahmen des gut gefüllten Tagesprogramms.
Mein Fazit ist, dass die Ökobilanz unserer Reise nicht unbedingt gut ist – Flug von Taipei nach Kinmen sowie zurück – es aber wichtig war, um das chinesisch-taiwanesische Verhältnis zu verstehen. Die Kommunisten aus Festlandchina versuchten im 44 Tage Krieg von 1959 Taiwan einzunehmen, was ihnen nicht gelang, dennoch über 7000 Menschen tötete und Ortschaften zerstörte. Der Krieg wurde eigentlich auch nie beendet, sodass nun stillschweigend Waffenstillstand herrscht. Die beiden Länder bewegen sicher aber auf einander zu – auch das Freihandelsabkomme ECFA steht kurz vor der Unterzeichnung.

Ein sehr interessanter Sonntag also. Im Übrigen arbeiten die Taiwaner 6-7 Tage die Woche (die Nationalparkführerin Lisa ging anschließend auch noch ins Büro) – 5 Tage Urlaub und 3 Sick-days (Krankheitstage) gehören zum Programm.
Das sollten wir in Europa nicht anstreben, aber immer mal in Erinnerung rufen, wenn wir auf hohem Niveau klagen…

Am Abend gingen wir mit James und seiner Freundin noch in ein bayrisches Bierhaus, mit taiwanischem Bier, wo ich den Abend ausklingen ließ.
Ich lief zu Fuß eine halbe Stunde zum Hotel, welches ich nach meinem morgendlichen Lauf gut fand…im 2,3-Millionen-Städtchen Taipei ;)

Im Hotel telefonierte ich noch mit Marysia und Dominik und legte mich dann schlafen. Der morgige Tag hat auch noch mal ein straffes Programm und wie ich mich kenne, kann ich im Flieger nicht schlafen, sodass sich ein Hinflug-deja-vu ergeben könnte…

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