Dienstag, 16. Februar 2010

Montag, den 15.Februar 2010

Nach dem Frühstück ging es um 8 zur Colorado University, wo wir von deren Kanzler begrüßt wurden und anschließend zwei Vorträge hörten. Der Rechtsprofessor William Boyd erklärte uns, warum es so schwierig ist, bindende Klimaziele zu erreichen. Das politische System der USA sieht praktisch fast immer Wahlen vor, auch in diesem Jahr wird der gesamte Kongress und 1/3 der Senatoren neu gewählt. Um Gesetze durchzubekommen ist eine 2/3 Mehrheit erforderlich, die nun wahrscheinlich noch schwieriger wird, da anzunehmen ist, dass die Demokraten viele Sitze verlieren werden und die Republikaner sicher nicht unbedingt die Demokraten bei Erfolg versprechenden Themen unterstützen werden.
Insbesondere die Klimapolitik scheint angesichts der vielen anderen Probleme der USA nicht das Top-Thema zu sein.
Verbindliche internationale Klimazugeständnisse setzen allerdings zunächst eine nationale Gesetzgebung in dieser Hinsicht voraus, da sie wiederum im Senat ratifiziert werden müssen, was häufig scheitert, wenn der Präsident vorprescht … siehe Kyoto.
Man muss jedoch auch wissen, dass einzelne Bundessstaaten oder Kommunen in den USA durchaus sehr progressiv vorgehen. So gibt es Emissionshandelssysteme in Kalifornien, zwischen den Nord- und Ostamerikanischen Staaten und auch in der Region um Chicago. Einzelne Umwelttechnologien und Standards werden, ausgehend von diesen Staaten anderswo implementiert. Man kann also kein pauschales schlechtes Urteil über die USA fällen, sondern muss die Dimension und die multikulturellen Aspekte dieser Weltmacht betrachten und wissen, dass Politik heißt ganz dicke Bretter zu bohren.
Um die dafür notwendigen Mehrheiten zu bekommen, sollte die Diskussion weg von den grünen und Welt verbessernden Ansätzen hin zu Technologiepolitik und dem Beschäftigungseffekt dieser Bereiche geführt werden. Die sächsischen Unternehmen der green technologies wachsen beispielsweise doppelt so schnell, wie die übrige Wirtschaft und beinhalten derzeit über 10.000 Arbeitsplätze.
Eine interessante Diskussion hatte ich mit Prof. Roger Pielke, einem Autor zahlreicher Bücher zur Reduktion von Kohlendioxid. Er meinte, dass der Emissionshandel keine Lösung sei, sondern vielmehr Ordnungspolitik und eine politisch-vertretbare CO2-Steuer zielführend seien. Ich bin da anderer Meinung, weil ich fest davon ausgehe, dass Markt basierte Mechanismen zum Einen international besser harmonisiert werden können und zum anderen auch bessere Anreize für Technologieinnovationen setzen, als dies durch Ordnungspolitik gewährleistet werden kann.
Ansonsten war er sehr realistisch und hat den meisten unserer Gruppe aufgezeigt, dass deren Träume einer Energiewirtschaft ohne Kohle und Kernenergie zumindest mittelfristig nicht erfüllbar sind. Auf meine Frage, woher denn der Strom kommen soll, wenn wir morgen diese Energieträger nicht mehr anwenden wollen bekomme ich nämlich immer keine Antwort. Pielke sagte dazu, dass zur Erreichung der festgelegten Klimaziele täglich (!) ein Kernkraftwerk (als CO2-freie Energie) weltweit in Betrieb gehen müsste…man rechne dies mal in Wind und Solar oder Biomasse um!
In der Diskussion verhielt ich mich etwas kritisch…wie man mich kennt und legte mich ein wenig mit den eher grün aufgestellten Gruppenmitgliedern an, wohl bemerkt aber vor dem Hintergrund, dass ich eine realistische Betrachtung und ehrliche Aussagen, was möglich ist, für notwendig erachte, um das Ziel einer CO2-armen weltweiten Gesellschaft zu erreichen.
Wir dürfen daher nicht mit Scheuklappen und ideologisch diskutieren und Kernenergie und CCS verdammen, bloß weil dies andere Risiken birgt.
Ich würde lieber heute als morgen auf Kohle und Uran verzichten, aber für die Grundlast brauchen wir nun mal eine verlässliche und speicherbare Erzeugung, welche die Erneuerbaren, Biomasse und große Wasserkraft (in Teilen) ausgenommen, (noch) nicht leisten können.
Die einzige in unserer Gruppe, die nicht auf diesem Ökotripp ist, scheint mir Agata aus Polen zu sein- sie sieht es so real, wie ich und ist daher eine meiner bevorzugten Gesprächspartnerinnen.
Die Gruppe ist aber sonst ganz okay und es macht Spaß. Die Kommunikation klappt übrigens auch recht gut und ich kann ja dabei meine Englischkenntnisse auffrischen. ;)


Am Abend waren wir noch in einer Bar – zum Euro-Abend – so ganz verstanden habe ich es nicht, da außer uns Europäern nur 3 Japaner (mit Aki habe ich mir gut über die gegenwärtige wirtschaftliche Situation in unseren Ländern unterhalten) und den 5 Amerikanern keine anderen Nationen anwesend waren.
Joe, der Professor für Politikwissenschaft, Agata und ich haben uns recht gut über die EU unterhalten – es macht wirklich Spaß in einer solch internationalen Gruppe unterwegs zu sein.
Da kann ich nur dankbar sein, dass ich so reisen kann (Friedliche Revolution!) und diese Einladung der USA erhalten habe.
Gegen 21 Uhr war ich aber wieder im Hotel…irgendwie komme ich über den Jetlag noch nicht so recht hinweg.

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