Samstag, 20. Februar 2010

Von Kohlrabi-Aufzucht und 57% Sicherheitsbudget

Freitag, 19.02.2010

Der Tag begann heute um 8 mit Yoga- ich hatte es bereits vor 2 Jahren versucht, wo es mir jedoch nichts gegeben hat und dachte, dass es ja ein guter Ansatz sein könnte und vielleicht jetzt wirkt.
Im Gegenteil- die Teilnahme an der Session verdarb mir den ganzen Morgen. Erstens konnte ich mit der ganzen Energie, die meinen Körper durchflutet usw. nichts anfangen, zweitens hatte ich kalte Füße, weil wir die Socken ausziehen sollten und drittens geriet ich in Stress, weil wir uns 09:40 in der Lobby treffen wollten, ich vorher noch telefonieren, duschen und frühstücken wollte…und dies mit deutscher Ruhe (!) und die gute Yoga-Trainerin um 9 auch noch nicht zum Ende kommen wollte. Etwas unhöflich verließ ich kurz nach 9 den Raum (es ging noch bis halb 10!) und musste eben alles etwas hektischer erledigen, was ich gar nicht mag.

Den Tag verbrachten wir in der Environmental Protection Agency mit einem Workshop zum weiteren Vorgehen nach unserer Rückkehr nach Europa.
Wir schilderten unsere Eindrücke und es war doch schön zu hören, dass Yanina aus Bulgarien, die dort für eine NGO (Nichtregierungsorganiation) arbeitet mitteilte, dass sie ihre Meinung über Politiker zum Positiven geändert habe und dabei auf mich, als den „Christian Democrat from Germany“ abzielte.
Über die Mittagspause war ich in einem Buchladen, der riesig war und gleichzeitig eine Cafeteria darstellte. Man konnte also Essen und Lesen gleichzeitig, was ich auch tat.
Zwei weitere Bücher kamen dazu, eines von Nicholas Stern (Stern Report) zu den Chancen des Klimawandels zur Bildung einer prosperierenden und fortschrittlichen Welt und eines von Stephan Faris über die Folgen des Klimawandels.

Wir vereinbarten nach der Pause dann in einem Gruppen-Meeting, dass wir einen Blog gründen wollen, um die Diversität unserer Gruppe zu nutzen, um Ideen zu teilen, Entwicklungen zu kommentieren, Projekte zu etablieren und um Partner für die weitere Zusammenarbeit zu finden.
Außerdem wollen wir mit den amerikanischen Institutionen über Videokonferenzen einmal im Jahr zusammenkommen oder auch an Konferenzen live teilnehmen.
Ich halte dies für einen guten Ansatz, der die jungen Führungskräfte sicher in einer Win-Win-Situation zusammenhalten kann.

Den Abend verbrachten wir mit „Home Hospitality“, also zuhause bei amerikanischen Familien. Das heißt meine Gruppe (Gaja aus Slowenien und Genady aus Bulgarien) waren mit John (er arbeitet bei der Enviromental Protection Agency) und Clara (sie war bei einer Friedensorganisation aktiv) unterwegs. Direkt zuhause waren wir nicht, denn sie sind in einer lokalen Gemeinschaft, die sich „local grown Denver“ nennt aktiv. Wir fuhren also in den Botanischen Garten, wo eine große Veranstaltung (ca. 100 Leute) stattfand, und es darum geht regional gewachsene Produkte zu vermarkten und den Menschen beizubringen, wie man Gemüse im eigenen Garten erzeugen kann.



Schon irgendwie lustig, weil es für mich so normal ist.
Es gab jede Menge Essen, da jeder etwas mitbringen sollte.
Nach dem Essen stellte sich die Organisation vor und anschließend hatte jeder, der wollte, die Gelegenheit etwas zu sagen…und es wollten Viele.
Die Amerikaner erzählen ja gerne und so dauerte diese Aktion über anderthalb Stunden und ging von der Aufzucht von Kohlrabis, über Car-Sharing bis hin zu Herstellung von Babynahrung.
Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich von den Erfahrungen sächsischer Kleingärtner berichte oder von den hervorragenden Ernteergebnissen bei Zucchini, hab es dann aber vorgezogen den Colorado Rotwein zu probieren, der wirklich gut war.
An meinem Tisch saßen auch noch andere Leute und so kam ich mit einem älteren Herrn, namens Michael, und einem in meinem Alter (Noah) ins Gespräch. Sie waren positiv überrascht einem so jungen Politiker gegenüber zu sitzen und waren sehr interessiert.
Ich brachte Ihnen meine Sicht der Dinge zum Klimawandel rüber und wir kamen auf politische Entscheidungen der USA im Allgemeinen zu sprechen.
Michael kritisierte die hohen Ausgaben der USA für Kriege (von Maha, einer Young Professional des IIE, erfuhr ich gestern, dass es 57 % (!!!) des Gesamthaushaltes für die Sicherheit sind) und meinte, dass die USA mal einen Krieg auf eigenem Territorium brauchen, um aufzuwachen. Das wünsche ich ihnen in keinem Falle, aber angesichts dessen, dass dieses wohlhabende Land seinen Bewohnern keine Krankenversicherung anbieten kann und ein Familienvater, der Krebs bekommt, mit einem Krankenhausaufenthalt die gesamte Familie in die Armut stürzen kann, ist das schon eine krasse Diskrepanz.
Es ist verwunderlich, dass der politische Druck bisher so schwach ausgeprägt ist.

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