Sonntag, 28. Februar 2010

Washington

Heute wurde das Programm auf seine Ausgestaltung evaluiert. Dabei kritisierten wir, dass einige Termine besser vorbereitet hätten sein können. Auch die Teilnahme von jungen amerikanischen Führungskräften wäre gut gewesen, um auf dieser Ebene eine künftige Zusammenarbeit auszubauen. Ich habe zwar zahlreiche Kontakte geschlossen, aber intensiver wäre es sicher diese in einer gemeinsamen Gruppe zu schließen. Mit den Teilnehmern aus Osteuropa ist dies wahrscheinlich gelungen.

In einer Pause fuhr ich mit Agata zum Penatgon, weil wir dachten, dass man dies auch gesehen haben müsste – Fehlanzeige. Der Betonbau hat wirklich keinen Reiz und als sie von mir ein Foto mit dem Pentagon im Hintergrund machen wollte kam sofort Polizei angefahren. Der Beamte kontrollierte unsere beiden Kameras und die Pässe und war ziemlich ernst. Er fragte mich, was denn passieren würde, wenn er in meinem Land das Gesetz brechen würde. Ich war mir dessen nicht bewusst, was ich ihm auch glaubhaft versicherte.
Sei es drum – die Sensibilität kann ich im Nachhinein durchaus verstehen, denn schließlich starben am 11. September 2001 am Pentagon 185 Menschen, als eines der Flugzeuge in das Gebäude stürzen sollte.

Am Nachmittag stand dann die Beratung mit den beiden anderen Gruppen – „Internationale Sicherheitspolitik“ und „Diversität“ an.
Es war für mich, als (aktiver Reserve-) Offizier der Bundeswehr (wobei ich mir durchaus Kompetenz in dieser Frage anmaße) schon erstaunlich, dass auf meine Frage, ob denn die Sicherheit von Energielieferungen in den Gesprächen eine Rolle spielte, die Antwort kam, dass dies in der nächsten Zeit wohl nicht ein Thema wäre. (allerdings konnten sie auch nicht so in die Tiefe gehen)
In den bilateralen Gesprächen, welche ich im Nachhinein mit Vertretern dieser Gruppe führte, wurde mir jedoch versichert, dass dies nicht die Auffassung der gesamten Gruppe darstellt.
Bloß gut, denn es wäre ja nun wirklich keine ganzheitliche Sicht der aktuellen Sicherheitspolitik, wenn man diesen wichtigen Faktor ausblendet.
Erstaunt und nachdenklich wurde ich bei der Frage einer Vertreterin des US-Außenministeriums, wie denn die Chancen einzuschätzen sein, dass „wir“ den Krieg in Afghanistan „gewinnen“. Diese Formulierung halte ich für sehr unpassend, denn es kann keine Gewinner geben, sondern das Ziel besteht darin ein sicheres Land Afghanistan für die dort lebende Bevölkerung zu schaffen und damit auch Sicherheit durch Stabilität für unsere Länder zu erzeugen. Dazu ist meines Erachtens ein militärischer Einsatz, der den zivilen Aufbau absichert und unterstützt, welcher durch weltweit operierende zivile Organisationen (z.B. das Rote Kreuz) maßgeblich begleitet und geleistet wird, notwendig.
Dies geht nicht nur durch zivile Kräfte, wie Mancher glauben mag. Und es geht uns sehr wohl etwas an – im Sinne der christlichen Verantwortung gegenüber den Menschen dort und der Bedrohung, welche durch ein instabiles Afghanistan für uns besteht.

Mit Marlene Löhr von den Grünen hatte ich in der Diskussion einen kleinen Diskurs, weil sie meinte, dass Afghanistan in Deutschland nicht als Krieg bezeichnet würde. Ich korrigierte dies, da BM der Verteidigung zu Guttenberg sehr wohl einen anderen Sprachgebrauch, als sein Vorgänger Jung an den Tag legt, was ich im Sinne der Wahrhaftigkeit und dem notwendigen gesellschaftlichen Respekt unseren Soldaten gegenüber als sehr wichtig empfinde.

Am Abend fand noch ein Abschlussessen aller Teilnehmer mit Vertretern des US-Außenministeriums im Restaurant Noah statt. Dies ist ein Restaurant am Rande Washingtons, welches organisches Essen auf der Karte hat und sehr ansprechend war. Auch die Clintons seien hier wohl des Öfteren anzutreffen.
Wir verbrachten einen schönen Abend und beendeten den offiziellen Teil der Reise.

Ich blieb noch zwei Tage länger, um mit meiner Frau die Stadt und die Museen intensiver anzuschauen. Dies soll aber kein Gegenstand dieses Blogs sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen