Montag, 15. Februar 2010

Sonntag, 14. Februar 2010

Den halben Tag verbrachten ein paar Leute meiner Gruppe und ich im Boulder Canyon, der in die Rocky Mountains führt. Es ist schon eine interessante und wunderschöne Landschaft, um die man die Amerikaner beneiden kann.

Anschließend machte ich mich noch allein ein wenig auf den Weg durch die Stadt – das mache ich grundsätzlich gerne, um auch einen anderen Blick von der Region zu erhaschen, die ich bereise.

Als ich hungrig wurde kehrte ich in eine der wirklichen vielen Bars ein und bestellte mir ein paar japanische Nudeln (…von Burgern hatte ich erstmal genug). Irgendwie spürt man das amerikanische Leben, wenn man mit einer Coke und Fast Food in einer großzügigen Bar sitzt und ringsrum diskutiert wird.

Die Geschäfte hatten auch größtenteils geöffnet und ich war in einem Antiquariat, wo ich gerne die Hälfte der Sachen mitgenommen hätte- sie waren dazu auch noch erschwinglich, im Vergleich zu ähnlichen Dingen bei uns.

Es gibt hier schlichtweg alles - und alles in riesigem Ausmaß.

Generell ist mein Eindruck, als wäre die US-Wirtschaft eine Art geplante Marktwirtschaft. Alles ist perfekt organisiert – es bilden sich riesige Schlangen in den Restaurants (gestern warteten die Leute 50 Minuten, um einen Platz zu bekommen – irgendwie kennen wir das doch?...;) )

Am Nachmittag waren wir auf dem Boulder International Film Festival und haben „climate refugees“ (Klima-Flüchtlinge) gesehen. Ein beeindruckender Film über das Ausmaß der Wanderungsbewegungen, die infolge der Klimaänderungen zu verzeichnen sind. Das ist schon dramatisch und leider bereits Realität.

Diese Wanderungsbewegungen aus der Dritten Welt betreffen uns auch, gleichwohl sich in Deutschland wohl klimatechnisch relativ wenig ändern wird. Wenn aber die Kriege um Ressourcen geführt werden (Irak, Sudan, …) dann betrifft es uns sehr wohl, ob wir wollen oder nicht und ob wir den Klimawandel als grüne Spinnerei sehen, oder dessen Existenz anerkennen.

Es ist dabei aus meiner Sicht vollkommen egal, welchen Beitrag der Mensch dazu leistet. Wir müssen zusehen, dass dieser Beitrag so gering wie möglich ist und das die Schwellenländer auch wachsen können und nicht die gleichen Fehler machen, wie wir in der westlichen Welt.

Fakt ist, dass die Erde noch nie so viele Menschen an Bord hatte und deren Anzahl wahrscheinlich bis Mitte des Jahrhunderts die 9 Milliarden erreichen wird. Dem Großteil dieser Menschen geht es dabei sicher nicht um den zweiten Fernseher, DVD-Player oder den Zweitwagen, sondern um basale Dinge, wie sauberes Wasser und eine Portion Reis.

Allerdings hat doch jeder von uns das gleiche Recht auf einen hohen Lebensstandard, schließlich bestimmen wir doch nicht in welchen Verhältnissen wo auf dieser Welt wir geboren werden und aufwachsen.

Die Diskussion, vor allem die politische gleicht dann wohl eher der Diskussion, welche zwei Männer in einer Metapher führen:

Eine Frau schwimmt im Meer und wird von einem Hai angefallen. Zwei Männer sehen das und wollen ihr helfen. Sie diskutieren aber zuerst, ob es nun ein Hai oder ein Baracuda ist. Inzwischen wird die Frau unter Wasser gezogen und stirbt.

Was ich sagen möchte ist, dass wir bei einem Unfall doch auch nicht erst lange fragen, wer denn schuld ist, sondern möglichst schnell den Leuten helfen, um Schlimmeres zu verhindern.

Am Ende trifft es uns auch selber wieder und ich will nicht zu denen gehören, die später erkennen müssen, dass wir nicht alles getan haben. Ich will mich auch nicht vor unserem Sohn Dominik rechtfertigen müssen, dass ich als Politiker nichts gegen diese Entwicklungen unternommen habe.

Mir ist schon klar, dass ein Umweltpolitiker, noch dazu aus einer konservativen Fraktion, dessen Wahlkreis einen Promilleteil der Welt ausmacht, nicht die Welt verändern kann. Aber ein kleines Rad im Getriebe kann man schon sein und vielleicht zumindest den einen oder anderen zum Nachdenken anregen. Im Übrigen ist doch der Schutz der Schöpfung eines der urkonservativsten Anliegen – schade nur, dass nur wenige so verstehen!

Geärgert hat mich allerdings die Einführung in den Film, welche der Gouverneur von Colorado (!) Bill Ritter, vornahm. Er sprach davon, dass die USA die Führerschaft (Leadership) beim Thema Klimapolitik übernehmen wollen und aller Welt beweisen wollen, wie wichtig das wäre.

Da komme ich mir schon vor, wie im falschen Film, wenn ich anschließend in der kleinen Stadt Boulder (94.000 Einwohner) über eine vierspurige Straße (da gibt es einige davon) gehe und dabei 5 Minuten warten muss, weil ständig riesige Jeeps an mir vorbeifahren.

Interessant ist dann auch die Aussage im US-Außenministerium gewesen, dass man ja nicht mit Europa über das Thema verhandeln müsse, weil wir ja „good boys“ sind und man sich nur auf China und Indien konzentrieren müsse.

Vielleicht sollte man das noch stärker in die Diskussion einbringen und den Grünen klar machen, dass das tausendste Windrad in Deutschland sicher nicht das Klimaproblem löst und eine Verteuerung von Strom durch ideologische Vorbehalte gegen Kernkraft und Carbon Capture and Storage (Speicherung von CO2 aus Kohlekraftwerken) unsere Wirtschaft einseitig schwächt und Niemand etwas davon hat. Wir sollten vielmehr schauen, dass eben die Technologien für China und Indien aus Europa kommen und nicht auf vorindustriellem Niveau die Energie für das Wachstum der Schwellenländer erzeugt wird.

Okay, das waren jetzt ein paar (zu viele) geistige Ergüsse zur Klimapolitik, aber aus diesem Grunde bin ich ja schließlich hier…

Am Abend waren wir noch mit der Gruppe essen, sozusagen gemeinsam den Valentinstag verbringen…

Erstaunlich war für mich, dass Marlene Löhr – die Landesvorsitzende der Grünen in Schleswig-Holstein – nicht grundsätzlich die Abspeicherung von CO2 ablehnt, für Deutschland allerdings schon.

Vielleicht lag es daran, dass sie in der Mitte zwischen Agata Hinc und mir saß, zwei Verfechter dieser Technologie.

Agata und ich haben beschlossen nach der Reise einen gemeinsamen wissenschaftlichen Artikel zu schreiben, sozusagen polnisch-deutsch. Schließlich will ich ja meine wissenschaftliche Arbeit neben und WEGEN der Politik fortsetzen und das kann auch dazu beitragen, dass für unsere beiden Länder ein paar neue Impulse gesetzt werden.

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