Sonntag, 28. Februar 2010

FAZIT zur USA Reise

Fazit:
Die Botschaft schrieb in ihrer Begründung, mich vorzuschlagen, folgende Einschätzung:

EMBASSY JUSTIFICATION
Mr. Meyer represents the future for the governing center‐right Christian Democratic Union (CDU) party in Saxony; however, he lacks the traditional exchange and educational experiences with U.S. and American institutions that most of his colleagues in western Germany enjoy. Meyer is a an influential young politician who is moving up in the party; he commands a wide following among politically active young people who come to him to seek out his advice on environmental issues. He is the CDU’s leading expert and authority on these issues, despite his youth. In the fall of 2009, he was elected member of the Saxon State Parliament and immediately took over responsibility for environmental issues within the CDU. He is the party’s official spokesperson for climate/environmental issues. His election did not come unexpectedly as he has been politically engaged in various CDU related organizations and working groups focussing on environmental issues for many years now. At the age of 28, Meyer has already worked as an engineer in Finland, specializing on economic and cost issues (with NOKIA) and in Poland (with an energy supplier). He has also been a guest lecturer at the Kazakh‐German University in Almaty, Kazakhstan. Considering his involvement in political and non‐political areas ‐ he lives in a remote area in Saxony close to the Polish and Czech border and is a strong supporter of German‐Polish Friendship initiatives ‐ we are certain that Meyer will move up very quickly to influential state and possibly national offices within the CDU. Meyer would profit enormously from direct exposure to the U.S. which will make him a better advocate for our common agenda.

Ich denke, dass dieses Ziel, mich zu einem besseren Anwalt für die USA zu machen erreicht wurde. Die vielen guten Eindrücke, die stets nette Art der Amerikaner und das abwechslungsreiche Land haben mich beeindruckt.
Gleichzeitig habe ich auch Verständnis bekommen, dass durch das komplexe politische System der USA grundlegende Reformen nur sehr langsam vorankommen können und ein kleiner Schritt dennoch einer ist.
Insbesondere in Bezug auf den Klimawandel werde eher bottom-up-Prozesse (von unten nach oben) Erfolge zeigen, die dann Top-down-Ansätze (verbindliche Festlegungen und staatliche Rahmenbedingungen) folgen lassen, wenn man sieht, dass durch einen effizienteren Umgang mit Ressourcen Kosten gesenkt werden, durch Innovationen Arbeitsplätze entstehen, das Image gestärkt werden kann und zumindest lokal (bei Überschreitung einer kritischen Masse hoffentlich auch global) auch wahrnehmbar ist, dass sich die Umwelt verbessert. Unternehmen, wie Dupont oder Walmart (um amerikanische zu nennen) zeigen dies.

Die Organisation der Wissenschaft in den USA muss unser Vorbild sein, denn zahlreiche innovative Ideen und hochkarätige Forscher kommen aus diesem Land.
Hochschulautonomie, Freiheit der Forschung und exzellente Bedingungen bringen exzellente wissenschaftliche Ergebnisse hervor. Es muss daher unser Bestreben sein, die Hochschulfinanzierung auf breitere Schultern, als nur die staatlichen, zu verteilen – Alumnis und Wirtschaft sind bisher wenig genutzte Potentiale in Deutschland.

Wir können und müssen von den USA lernen, wenn es darum geht Menschen anderer Nationen bei uns in Europa zu integrieren. Es gibt sicher noch Ungerechtigkeiten in Bezug auf Schwarze und Weiße, Asiaten und Latinos, aber generell verstehen sie sich alle als Amerikaner und dies mit Stolz. (man braucht nur einmal die Nationalhymne bei einem Basketballspiel zu hören und zu sehen).

Generell halte ich den lockeren Umgang der Amerikaner untereinander und in Bezug auf Ausländer für adaptierbar. Ein Lächeln oder ein kleines Hallo kann doch nicht schaden, erheitert aber den stressigen Tag und nimmt gleich eine erste Barriere.
Sicher ist das „How are you“ manchmal übertrieben, oberflächlich und aufgesetzt, gleichwohl schafft es einen Einstieg in ein Gespräch, welches es sonst wahrscheinlich nicht gegeben hätte.
Wir sollten die Dinge Ernst, aber nicht zu ernst nehmen und offener mit unseren Mitmenschen umgehen. Nur so kann eine derart heterogene Nation zusammenwachsen und überwiegend erfolgreich ihren Weg gehen. Allerdings ist es in einem solch wohlhabenden Land schon heftig, wenn eine Krankheit Familien in die Armut stürzen kann. Hieran arbeiten die Demokraten ja und es ist zu hoffen, dass eine Lösung gefunden werden kann, die möglichst vielen gerecht wird. Obama hat mir hierbei manchmal zu soziale Ansätze, die über das Ziel hinaus gehen, wobei die Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich in den USA sicher auch größer sind, als dies in Deutschland der Fall ist.

Mir ist auch klar geworden, dass insbesondere unsere osteuropäischen Länder die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) brauchen, um die Anstrengungen der dortigen Regierungen zu beschleunigen und kritisch zu begleiten. Über die Ansätze bin ich geteilter Meinung, über deren grundsätzliche Berechtigung sicher nicht.
Auch in den Ministerien sitzen sehr fähige Leute, die ihr Herz am rechten Fleck haben und zu denen ich ein gutes Verhältnis aufbauen konnte.

Für all diese Eindrücke, Kontakte und Erfahrungen bin ich dankbar und werde sie in meine künftige Arbeit einbeziehen.

Washington

Heute wurde das Programm auf seine Ausgestaltung evaluiert. Dabei kritisierten wir, dass einige Termine besser vorbereitet hätten sein können. Auch die Teilnahme von jungen amerikanischen Führungskräften wäre gut gewesen, um auf dieser Ebene eine künftige Zusammenarbeit auszubauen. Ich habe zwar zahlreiche Kontakte geschlossen, aber intensiver wäre es sicher diese in einer gemeinsamen Gruppe zu schließen. Mit den Teilnehmern aus Osteuropa ist dies wahrscheinlich gelungen.

In einer Pause fuhr ich mit Agata zum Penatgon, weil wir dachten, dass man dies auch gesehen haben müsste – Fehlanzeige. Der Betonbau hat wirklich keinen Reiz und als sie von mir ein Foto mit dem Pentagon im Hintergrund machen wollte kam sofort Polizei angefahren. Der Beamte kontrollierte unsere beiden Kameras und die Pässe und war ziemlich ernst. Er fragte mich, was denn passieren würde, wenn er in meinem Land das Gesetz brechen würde. Ich war mir dessen nicht bewusst, was ich ihm auch glaubhaft versicherte.
Sei es drum – die Sensibilität kann ich im Nachhinein durchaus verstehen, denn schließlich starben am 11. September 2001 am Pentagon 185 Menschen, als eines der Flugzeuge in das Gebäude stürzen sollte.

Am Nachmittag stand dann die Beratung mit den beiden anderen Gruppen – „Internationale Sicherheitspolitik“ und „Diversität“ an.
Es war für mich, als (aktiver Reserve-) Offizier der Bundeswehr (wobei ich mir durchaus Kompetenz in dieser Frage anmaße) schon erstaunlich, dass auf meine Frage, ob denn die Sicherheit von Energielieferungen in den Gesprächen eine Rolle spielte, die Antwort kam, dass dies in der nächsten Zeit wohl nicht ein Thema wäre. (allerdings konnten sie auch nicht so in die Tiefe gehen)
In den bilateralen Gesprächen, welche ich im Nachhinein mit Vertretern dieser Gruppe führte, wurde mir jedoch versichert, dass dies nicht die Auffassung der gesamten Gruppe darstellt.
Bloß gut, denn es wäre ja nun wirklich keine ganzheitliche Sicht der aktuellen Sicherheitspolitik, wenn man diesen wichtigen Faktor ausblendet.
Erstaunt und nachdenklich wurde ich bei der Frage einer Vertreterin des US-Außenministeriums, wie denn die Chancen einzuschätzen sein, dass „wir“ den Krieg in Afghanistan „gewinnen“. Diese Formulierung halte ich für sehr unpassend, denn es kann keine Gewinner geben, sondern das Ziel besteht darin ein sicheres Land Afghanistan für die dort lebende Bevölkerung zu schaffen und damit auch Sicherheit durch Stabilität für unsere Länder zu erzeugen. Dazu ist meines Erachtens ein militärischer Einsatz, der den zivilen Aufbau absichert und unterstützt, welcher durch weltweit operierende zivile Organisationen (z.B. das Rote Kreuz) maßgeblich begleitet und geleistet wird, notwendig.
Dies geht nicht nur durch zivile Kräfte, wie Mancher glauben mag. Und es geht uns sehr wohl etwas an – im Sinne der christlichen Verantwortung gegenüber den Menschen dort und der Bedrohung, welche durch ein instabiles Afghanistan für uns besteht.

Mit Marlene Löhr von den Grünen hatte ich in der Diskussion einen kleinen Diskurs, weil sie meinte, dass Afghanistan in Deutschland nicht als Krieg bezeichnet würde. Ich korrigierte dies, da BM der Verteidigung zu Guttenberg sehr wohl einen anderen Sprachgebrauch, als sein Vorgänger Jung an den Tag legt, was ich im Sinne der Wahrhaftigkeit und dem notwendigen gesellschaftlichen Respekt unseren Soldaten gegenüber als sehr wichtig empfinde.

Am Abend fand noch ein Abschlussessen aller Teilnehmer mit Vertretern des US-Außenministeriums im Restaurant Noah statt. Dies ist ein Restaurant am Rande Washingtons, welches organisches Essen auf der Karte hat und sehr ansprechend war. Auch die Clintons seien hier wohl des Öfteren anzutreffen.
Wir verbrachten einen schönen Abend und beendeten den offiziellen Teil der Reise.

Ich blieb noch zwei Tage länger, um mit meiner Frau die Stadt und die Museen intensiver anzuschauen. Dies soll aber kein Gegenstand dieses Blogs sein.

Montag, 22. Februar 2010

Rückkehr nach Washington D.C:

Sonntag, 21.10.2010

Heute stand eigentlich nur die Rückreise von Denver nach Washington an. Ich kaufte mir noch einen Hut als Souvenir, der mich an diese Zeit hier in den USA erinnern soll.
Auf der Rückreise kam ich ziemlich gut mit meiner Arbeit voran und schrieb über die unterschiedlichen Herangehensweise einer CO2-Steuer und des Emissionshandels.
Am Abend gingen wir noch etwas in Kramersbookstore essen – ein Buchladen, wo man auch essen kann. Sehr gemütliche Sache.
Anschließend versuchte ich mit den zwei Stunden Zeitverschiebung durch Lesen in Obamas Buch klarzukommen.
Das Zimmer teile ich mir mit Stepan aus Tschechien, den ich bereits am ersten Abend kennen gelernt habe. Ein lustiger Typ, der sich mit Diversität aus sozialpolitischer Sicht befasst.

Tour in die Rocky Mountains

Samstag, 20.02.2010

Den heutigen Tag verbrachten wir in den Rocky Mountains in der Nähe von Boulder. Eigentlich war ein Aufenthalt im Rocky Mountain National Park geplant, der allerdings aufgrund des heftigen Schneefalls ausfallen musste, sodass wir zwar in die Rockys fuhren, jedoch in eine besser zugängliche Region. Die erste Tour bewältigten wir alle gemeinsam, ca. 45 Minuten und nicht besonders anstrengend.
Anschließend schauten wir uns ein kleines Informationszentrum mit ausgestopften Tieren der Rockys an und aßen Mittag.
Ich nahm dann auch an der zweiten Wanderung teil, die uns in 3 Stunden zur Royal Arch führte, durch herrliche Winterlandschaften führte und an der etwa die Hälfte unserer Gruppe teilnahmen. Es war beeindruckend und ich bin froh, dass ich mich gegen das Schreiben an meiner Dissertation entschied und an dieser Tour teilnahm.
Dabei traf ich Ashley aus Boston, die mit einer Freundin ebenfalls eine Tour machte. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie in der Wirtschaftskammer des Bundesstaates Massachusetts arbeitet. Vielleicht auch ein potentiell hilfreicher Kontakt, wenn es darum geht Green Technologies aus Sachsen nach Amerika zu transferieren.





Nach unserer Rückkehr schrieb ich noch etwas an meiner Arbeit und am Abend feierten wir noch ein wenig unseren Abschied von Colorado. Es ist wirklich herrlich, dass wir uns durch die gemeinsame Sprache, Englisch und Umweltpolitik, so gut verstehen. Die meiste Zeit verbrachten wir alle gemeinsam, was in den zwei anderen Themengruppen wohl nicht so selbstverständlich war, wie ich hörte.

Samstag, 20. Februar 2010

Von Kohlrabi-Aufzucht und 57% Sicherheitsbudget

Freitag, 19.02.2010

Der Tag begann heute um 8 mit Yoga- ich hatte es bereits vor 2 Jahren versucht, wo es mir jedoch nichts gegeben hat und dachte, dass es ja ein guter Ansatz sein könnte und vielleicht jetzt wirkt.
Im Gegenteil- die Teilnahme an der Session verdarb mir den ganzen Morgen. Erstens konnte ich mit der ganzen Energie, die meinen Körper durchflutet usw. nichts anfangen, zweitens hatte ich kalte Füße, weil wir die Socken ausziehen sollten und drittens geriet ich in Stress, weil wir uns 09:40 in der Lobby treffen wollten, ich vorher noch telefonieren, duschen und frühstücken wollte…und dies mit deutscher Ruhe (!) und die gute Yoga-Trainerin um 9 auch noch nicht zum Ende kommen wollte. Etwas unhöflich verließ ich kurz nach 9 den Raum (es ging noch bis halb 10!) und musste eben alles etwas hektischer erledigen, was ich gar nicht mag.

Den Tag verbrachten wir in der Environmental Protection Agency mit einem Workshop zum weiteren Vorgehen nach unserer Rückkehr nach Europa.
Wir schilderten unsere Eindrücke und es war doch schön zu hören, dass Yanina aus Bulgarien, die dort für eine NGO (Nichtregierungsorganiation) arbeitet mitteilte, dass sie ihre Meinung über Politiker zum Positiven geändert habe und dabei auf mich, als den „Christian Democrat from Germany“ abzielte.
Über die Mittagspause war ich in einem Buchladen, der riesig war und gleichzeitig eine Cafeteria darstellte. Man konnte also Essen und Lesen gleichzeitig, was ich auch tat.
Zwei weitere Bücher kamen dazu, eines von Nicholas Stern (Stern Report) zu den Chancen des Klimawandels zur Bildung einer prosperierenden und fortschrittlichen Welt und eines von Stephan Faris über die Folgen des Klimawandels.

Wir vereinbarten nach der Pause dann in einem Gruppen-Meeting, dass wir einen Blog gründen wollen, um die Diversität unserer Gruppe zu nutzen, um Ideen zu teilen, Entwicklungen zu kommentieren, Projekte zu etablieren und um Partner für die weitere Zusammenarbeit zu finden.
Außerdem wollen wir mit den amerikanischen Institutionen über Videokonferenzen einmal im Jahr zusammenkommen oder auch an Konferenzen live teilnehmen.
Ich halte dies für einen guten Ansatz, der die jungen Führungskräfte sicher in einer Win-Win-Situation zusammenhalten kann.

Den Abend verbrachten wir mit „Home Hospitality“, also zuhause bei amerikanischen Familien. Das heißt meine Gruppe (Gaja aus Slowenien und Genady aus Bulgarien) waren mit John (er arbeitet bei der Enviromental Protection Agency) und Clara (sie war bei einer Friedensorganisation aktiv) unterwegs. Direkt zuhause waren wir nicht, denn sie sind in einer lokalen Gemeinschaft, die sich „local grown Denver“ nennt aktiv. Wir fuhren also in den Botanischen Garten, wo eine große Veranstaltung (ca. 100 Leute) stattfand, und es darum geht regional gewachsene Produkte zu vermarkten und den Menschen beizubringen, wie man Gemüse im eigenen Garten erzeugen kann.



Schon irgendwie lustig, weil es für mich so normal ist.
Es gab jede Menge Essen, da jeder etwas mitbringen sollte.
Nach dem Essen stellte sich die Organisation vor und anschließend hatte jeder, der wollte, die Gelegenheit etwas zu sagen…und es wollten Viele.
Die Amerikaner erzählen ja gerne und so dauerte diese Aktion über anderthalb Stunden und ging von der Aufzucht von Kohlrabis, über Car-Sharing bis hin zu Herstellung von Babynahrung.
Ich hatte kurzzeitig überlegt, ob ich von den Erfahrungen sächsischer Kleingärtner berichte oder von den hervorragenden Ernteergebnissen bei Zucchini, hab es dann aber vorgezogen den Colorado Rotwein zu probieren, der wirklich gut war.
An meinem Tisch saßen auch noch andere Leute und so kam ich mit einem älteren Herrn, namens Michael, und einem in meinem Alter (Noah) ins Gespräch. Sie waren positiv überrascht einem so jungen Politiker gegenüber zu sitzen und waren sehr interessiert.
Ich brachte Ihnen meine Sicht der Dinge zum Klimawandel rüber und wir kamen auf politische Entscheidungen der USA im Allgemeinen zu sprechen.
Michael kritisierte die hohen Ausgaben der USA für Kriege (von Maha, einer Young Professional des IIE, erfuhr ich gestern, dass es 57 % (!!!) des Gesamthaushaltes für die Sicherheit sind) und meinte, dass die USA mal einen Krieg auf eigenem Territorium brauchen, um aufzuwachen. Das wünsche ich ihnen in keinem Falle, aber angesichts dessen, dass dieses wohlhabende Land seinen Bewohnern keine Krankenversicherung anbieten kann und ein Familienvater, der Krebs bekommt, mit einem Krankenhausaufenthalt die gesamte Familie in die Armut stürzen kann, ist das schon eine krasse Diskrepanz.
Es ist verwunderlich, dass der politische Druck bisher so schwach ausgeprägt ist.

Freitag, 19. Februar 2010

Donnerstag, 18.02.2010

Der Tag begann mit einer Stadttour durch Denver, wo uns ein Historiker über das Siedlungsgeschehen in der Denver-Region informierte. Die Stadt selbst ist erst etwa 150 Jahre alt und auch im Zuge des Goldrausches entstanden. Dabei begannen die ersten Siedler den Fehler, sich zu nah an dem, immer Sommer fast ausgetrockneten, Cherry Creek anzusiedeln und wurden von Fluten aus den Rocky Mountains überrascht. Wasser ist die Ressource, welche den größten Mangel darstellt, da fast die gesamte Wasserversorgung aus den nahen Rockys kommt und auch Wasserrechte, die mit den Eigentumsrechten bestimmter Grundstücke zusammenhängen, den Markt bestimmen.
Die Grundstücke mit derartigen Rechten sind etwa 3-Mal so teuer, wie andere.
Interessant ist auch, dass beispielsweise gesetzlich verboten ist Regenwasser aufzufangen und zu verwenden, weil dies das Wasser den Farmern, mit entsprechenden Wasserrechten entziehen würde.

*unsere Gruppe von der Kulisse von Denver*

Übrigens hat der rote Baron, Manfred von Richthofen, in Denver ein Schloss gebaut und maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der Stadtrand zu einem herrlichen Villenviertel entwickelt hat.

Den Mittag verbrachte ich mit Lesen in meinem neuen Buch „Why we disagree about climate change“ von Mike Hulme – er ist Professor für Klimawandel und zeigt die interessanten Interdependenzen des Klimawandels auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft auf.

Am Nachmittag waren wir in der für sechs Bundessstaaten zuständigen Institution, die Western Governors Association, wo uns der zuständige Abteilungsleiter für Energiefragen über die Energiesituation und Hemmnisse bestimmter Erneuerbarer Energien informierte.
Ich diskutierte mit ihm auch über den Emissionshandel im Gegensatz zu einer CO2-Steuer. Aus Sicht mancher amerikanischer Politiker scheint eine Steuer einfacher, als ein Handelssystem zu etablieren.
Dazu meinte ich aber, dass dies sicher im Bereich der Haushalte zutrifft, die Steuer aber bei Unternehmen ansteigen müsste, um Innovationen voranzubringen und dies sicher ein weitaus schwieriger Prozess sein wird. Er stimmte mit mir überein, ich hatte aber den Eindruck, dass sie lieber schnell etwas auf die Beine stellen wollen, um nach Außen zu zeigen, dass sie etwas machen, als wohl überlegt einen Marktmechanismus zu nutzen.
Schauen wir mal, wie es sich entwickelt…
Anschließend traf ich mich mit Agata aus Polen, um unseren geplanten Artikel abzustimmen und mit der Strukturierung zu beginnen.

Am Abend stand ein Treffen von Young Professionals des International Institute for Education an. Es war ein informelles Treffen und lief richtig gut. Die vier Stunden habe ich gar nicht gespürt, da ich so viele Gespräche geführt habe.
Wir stellten uns am Anfang zunächst alle am Rednerpult vor und dann ging es informell weiter.
Es kamen dann gleich drei Amerikaner auf mich zu, die große Fans der CDU und von Angela Merkel sind. Sie waren sehr interessiert und wollten vieles wissen.
Auch, was ich von den Amerikanern halte und was sie machen sollen, um besser dem Klimawandel zu begegnen. Dazu meinte ich u.a., dass weniger Konsum manchmal auch mehr ist und dass doch nicht alles so überdimensioniert sein muss (Häuser, Straßen, Autos, Essen,…) Meine weitergehenden Erklärungen meiner Sicht auf den Klimawandel fanden sie auch interessant und teilten meine Einschätzungen. Ich habe auf dieser Reise auch einen Artikel geschrieben, den ich später veröffentlichen werde und wo ich auf diese Aspekte eingehe.
Man kann sicher vieles über die Amerikaner sagen, aber sie sind keineswegs alle übergewichtig, arrogant und ungebildet. Eine Menge weltweiter Erfindungen kommt aus den USA (der PC, das Internet, Google, um Dinge zu nennen, ohne die wir uns unser Leben nicht mehr vorstellen können). Die Amerikaner sind auch deutlich freundlicher, als wir in Europa (und Deutschland besonders) – es macht das Leben doch einfacher, wenn man nett grüßt, sich nach dem Befinden erkundigt oder einfach mal lächelt und nicht alles so ernst nimmt.
Außerdem können wir in Sachen Integration von Nationen sehr viel lernen- ein Thema, was Europa in den kommenden Jahren noch viel mehr beschäftigen wird.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Auf nach Denver

Man darf raten, aber ich bin wiedermal um 4 aufgewacht, allerdings erst um 6 aufgestanden.
Nach meinem Lauf in die Berge, bei dem ich wiederum den herrlichen Sonnenaufgang über Boulder genießen konnte, beschloss ich mich einem neuen „Hobby“ zu widmen.
Ich werde Steine aus den Regionen der Welt sammeln, die ich oder Jemand Anderes bereist und diese in Bezug auf den Klimawandel dokumentieren. – dabei will ich die Region und deren geologische Historie für jeden Stein dokumentieren und eine Übersicht zu den prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels in diesen Regionen erstellen. Das könnte eine interessante Sammlung werden und ich habe heute mit den Rocky Mountains begonnen.
Den Vormittag verbrachten wir im National Center for Atmospheric Research, eine sehr interessante wissenschaftliche Einrichtung, die alle möglichen Naturwissenschaftler bis hin zu Ökonomen umfasst und ganzheitlich den Klimawandel erforscht. Als ein gutes Argument für das Engagement in Bezug auf den Klimawandel finde ich den Vergleich des Menschen zur Erde. Wenn unsere Körpertemperatur um 2 Grad ansteigt sterben wir sicher nicht gleich, aber wir fühlen uns unwohl, weil es nicht den Normalzustand darstellt. Ähnlich ist es auch mit dem Klimawandel, der in seinen Auswirkungen zwar durch die Wissenschaft nicht zu 100 % bestätigt werden kann, aber an dieser Stelle auch eine 50 % -ige Sicherheit ausreichen sollte, um Schlimmeres zu verhindern.
Ich habe beschlossen als Konklusion dieser Reise einen wissenschaftlichen Artikel (mit Agata aus Polen) und einen politischen Artikel zu dieser Thematik zu verfassen.
Am Nachmittag ging es nach Denver (600.000 Einwohner), wo uns der stellvertretende Direktor des Umweltprogramms über die Anstrengungen der Stadt Denver in Bezug auf den Klimawandel erzählte. Sie stecken sicher noch in den Kinderschuhen, sind aber positiv zu werten (Mülltrennung, Wassermanagement, öffentlicher Verkehr, grüne Stadt, etc.). Anschließend waren wir in der Environmental Protection Agency (ähnlich dem Umweltbundesamt), die als staatliche Einrichtung (Sicherheitskontrolle wie am Flughafen…und das bei einer Umweltbehörde- 11. September lässt grüßen) die als Außenstelle in Denver die Umsetzung der Umweltpolitik in sechs Bundesstaaten kontrolliert.
Es ging heute primär um eine Einführung und um Umweltbildung. Dabei habe ich beispielsweise auf das Haus der kleinen Forscher verwiesen, was ich ja besonders unterstütze (und nun in ganz Sachsen eingeführt werden soll) und einen Ansatz darstellt, um konsistent Bildung vom Kindergarten an auch mit Umwelt- und Naturwissenschaften zu verbinden. Die Amerikaner waren begeistert…
Im Hotel habe ich gelesen, da ich mir in der Universitätsbibliothek ein Buch zur kontroversen Betrachtung des Klimawandels ausgeliehen habe und auch einige Artikel kopiert habe. Wir waren mit der Gruppe noch in einem mexikanischen Restaurant essen und anschließend bin ich wieder ins Hotel gegangen, um weiter zu lesen.

Dienstag, 16. Februar 2010

Dienstag, 16. Februar 2010

Der Tag startete mit einem Berglauf in die Rockys. Dabei begleitete mich Genady, der Gründer der Grünen in Bulgarien – an der Colorado Universität habe wir gestern noch über CCS und Kernenergie gestritten und heute stand gemeinsames Joggen auf dem Programm. So kann es auch in der Politik gehen und ich finde das gut so.
Anschließend habe ich mich auf den Vortrag in der Handelskammer vorbereitet, wo ich natürlich in erster Linie Werbung für Umwelttechnik made in Saxony machen möchte.
Die erste Station war ein Zero-Waste-Hotel, zumindest sagte das der Betreiber…dabei feierte die für uns Deutsche selbstverständliche Mülltrennung als DEN Erfolg – okay, für die USA ist es sicher eine Revolution, also freuen wir uns mit ihm. Allerdings waren selbst der Seifen- und Papierspender elektrisch, sodass mag gewiss nicht von einem ganzheitlichen Ansatz sprechen kann.

Anschließend fand die Diskussion in der Handelskammer von Boulder statt- ich vertrat dabei den Freistaat Sachsen, was scheinbar ganz gut gelang, nachher kamen einige der Gäste zu mir, um sich tiefer gehend mit mir zu unterhalten.
Ich hab mich dabei besonders auf nachhaltiges Wassermanagement, die Rekultivierung von Industriebrachen („brownfields“), Abfallmanagement und die Konstruktion von Wasserver- und entsorgungssystemen konzentriert, weil dies aus meiner Sicht die dringendsten Handlungsfelder der USA darstellen und hier ein Leitmarkt exisiert, wo unsere Unternehmen durchaus Unterstützung anbieten können.
Unter anderem Joshua Putterman, ein ehemaliger Weltbank Officer, der sich speziell um Projekte der Clean Development Mechanism kümmert. Ihm gefiel meine Rede und er war sehr interessiert an Kontakten zu sächsischen Unternehmen, vor allem vor dem Hintergrund das die Umwelttechnologien 6 % unseres BIP ausmachen, was in der Tat ziemlich viel ist.
Ich werde ihm diese Kontakte zukommen lassen und wenn es gelingt, dass sächsische Unternehmen dadurch Aufträge bekommen, dann war meine Reise schon aus diesem Grund ein Erfolg.


Daneben: Agata Hinc (Polen) und Genady Kondarev (Bulgarien), die über die Klimaschutzanstrengungen in ihren Ländern berichteten.

Am Abend waren wir zum Damen-Basketball der Colorado University Buffalos gegen die Kansas Jayhawks in einem riesigen Stadion. Unglaublich, was das hier alles für Dimensionen annimmt.
Da ich bereits die letzten Spiele der CU studiert hatte, „wettete“ ich, dass „unsere“ Mannschaft verlieren würde und behielt Recht.
Montag, den 15.Februar 2010

Nach dem Frühstück ging es um 8 zur Colorado University, wo wir von deren Kanzler begrüßt wurden und anschließend zwei Vorträge hörten. Der Rechtsprofessor William Boyd erklärte uns, warum es so schwierig ist, bindende Klimaziele zu erreichen. Das politische System der USA sieht praktisch fast immer Wahlen vor, auch in diesem Jahr wird der gesamte Kongress und 1/3 der Senatoren neu gewählt. Um Gesetze durchzubekommen ist eine 2/3 Mehrheit erforderlich, die nun wahrscheinlich noch schwieriger wird, da anzunehmen ist, dass die Demokraten viele Sitze verlieren werden und die Republikaner sicher nicht unbedingt die Demokraten bei Erfolg versprechenden Themen unterstützen werden.
Insbesondere die Klimapolitik scheint angesichts der vielen anderen Probleme der USA nicht das Top-Thema zu sein.
Verbindliche internationale Klimazugeständnisse setzen allerdings zunächst eine nationale Gesetzgebung in dieser Hinsicht voraus, da sie wiederum im Senat ratifiziert werden müssen, was häufig scheitert, wenn der Präsident vorprescht … siehe Kyoto.
Man muss jedoch auch wissen, dass einzelne Bundessstaaten oder Kommunen in den USA durchaus sehr progressiv vorgehen. So gibt es Emissionshandelssysteme in Kalifornien, zwischen den Nord- und Ostamerikanischen Staaten und auch in der Region um Chicago. Einzelne Umwelttechnologien und Standards werden, ausgehend von diesen Staaten anderswo implementiert. Man kann also kein pauschales schlechtes Urteil über die USA fällen, sondern muss die Dimension und die multikulturellen Aspekte dieser Weltmacht betrachten und wissen, dass Politik heißt ganz dicke Bretter zu bohren.
Um die dafür notwendigen Mehrheiten zu bekommen, sollte die Diskussion weg von den grünen und Welt verbessernden Ansätzen hin zu Technologiepolitik und dem Beschäftigungseffekt dieser Bereiche geführt werden. Die sächsischen Unternehmen der green technologies wachsen beispielsweise doppelt so schnell, wie die übrige Wirtschaft und beinhalten derzeit über 10.000 Arbeitsplätze.
Eine interessante Diskussion hatte ich mit Prof. Roger Pielke, einem Autor zahlreicher Bücher zur Reduktion von Kohlendioxid. Er meinte, dass der Emissionshandel keine Lösung sei, sondern vielmehr Ordnungspolitik und eine politisch-vertretbare CO2-Steuer zielführend seien. Ich bin da anderer Meinung, weil ich fest davon ausgehe, dass Markt basierte Mechanismen zum Einen international besser harmonisiert werden können und zum anderen auch bessere Anreize für Technologieinnovationen setzen, als dies durch Ordnungspolitik gewährleistet werden kann.
Ansonsten war er sehr realistisch und hat den meisten unserer Gruppe aufgezeigt, dass deren Träume einer Energiewirtschaft ohne Kohle und Kernenergie zumindest mittelfristig nicht erfüllbar sind. Auf meine Frage, woher denn der Strom kommen soll, wenn wir morgen diese Energieträger nicht mehr anwenden wollen bekomme ich nämlich immer keine Antwort. Pielke sagte dazu, dass zur Erreichung der festgelegten Klimaziele täglich (!) ein Kernkraftwerk (als CO2-freie Energie) weltweit in Betrieb gehen müsste…man rechne dies mal in Wind und Solar oder Biomasse um!
In der Diskussion verhielt ich mich etwas kritisch…wie man mich kennt und legte mich ein wenig mit den eher grün aufgestellten Gruppenmitgliedern an, wohl bemerkt aber vor dem Hintergrund, dass ich eine realistische Betrachtung und ehrliche Aussagen, was möglich ist, für notwendig erachte, um das Ziel einer CO2-armen weltweiten Gesellschaft zu erreichen.
Wir dürfen daher nicht mit Scheuklappen und ideologisch diskutieren und Kernenergie und CCS verdammen, bloß weil dies andere Risiken birgt.
Ich würde lieber heute als morgen auf Kohle und Uran verzichten, aber für die Grundlast brauchen wir nun mal eine verlässliche und speicherbare Erzeugung, welche die Erneuerbaren, Biomasse und große Wasserkraft (in Teilen) ausgenommen, (noch) nicht leisten können.
Die einzige in unserer Gruppe, die nicht auf diesem Ökotripp ist, scheint mir Agata aus Polen zu sein- sie sieht es so real, wie ich und ist daher eine meiner bevorzugten Gesprächspartnerinnen.
Die Gruppe ist aber sonst ganz okay und es macht Spaß. Die Kommunikation klappt übrigens auch recht gut und ich kann ja dabei meine Englischkenntnisse auffrischen. ;)


Am Abend waren wir noch in einer Bar – zum Euro-Abend – so ganz verstanden habe ich es nicht, da außer uns Europäern nur 3 Japaner (mit Aki habe ich mir gut über die gegenwärtige wirtschaftliche Situation in unseren Ländern unterhalten) und den 5 Amerikanern keine anderen Nationen anwesend waren.
Joe, der Professor für Politikwissenschaft, Agata und ich haben uns recht gut über die EU unterhalten – es macht wirklich Spaß in einer solch internationalen Gruppe unterwegs zu sein.
Da kann ich nur dankbar sein, dass ich so reisen kann (Friedliche Revolution!) und diese Einladung der USA erhalten habe.
Gegen 21 Uhr war ich aber wieder im Hotel…irgendwie komme ich über den Jetlag noch nicht so recht hinweg.

Montag, 15. Februar 2010

Sonntag, 14. Februar 2010

Den halben Tag verbrachten ein paar Leute meiner Gruppe und ich im Boulder Canyon, der in die Rocky Mountains führt. Es ist schon eine interessante und wunderschöne Landschaft, um die man die Amerikaner beneiden kann.

Anschließend machte ich mich noch allein ein wenig auf den Weg durch die Stadt – das mache ich grundsätzlich gerne, um auch einen anderen Blick von der Region zu erhaschen, die ich bereise.

Als ich hungrig wurde kehrte ich in eine der wirklichen vielen Bars ein und bestellte mir ein paar japanische Nudeln (…von Burgern hatte ich erstmal genug). Irgendwie spürt man das amerikanische Leben, wenn man mit einer Coke und Fast Food in einer großzügigen Bar sitzt und ringsrum diskutiert wird.

Die Geschäfte hatten auch größtenteils geöffnet und ich war in einem Antiquariat, wo ich gerne die Hälfte der Sachen mitgenommen hätte- sie waren dazu auch noch erschwinglich, im Vergleich zu ähnlichen Dingen bei uns.

Es gibt hier schlichtweg alles - und alles in riesigem Ausmaß.

Generell ist mein Eindruck, als wäre die US-Wirtschaft eine Art geplante Marktwirtschaft. Alles ist perfekt organisiert – es bilden sich riesige Schlangen in den Restaurants (gestern warteten die Leute 50 Minuten, um einen Platz zu bekommen – irgendwie kennen wir das doch?...;) )

Am Nachmittag waren wir auf dem Boulder International Film Festival und haben „climate refugees“ (Klima-Flüchtlinge) gesehen. Ein beeindruckender Film über das Ausmaß der Wanderungsbewegungen, die infolge der Klimaänderungen zu verzeichnen sind. Das ist schon dramatisch und leider bereits Realität.

Diese Wanderungsbewegungen aus der Dritten Welt betreffen uns auch, gleichwohl sich in Deutschland wohl klimatechnisch relativ wenig ändern wird. Wenn aber die Kriege um Ressourcen geführt werden (Irak, Sudan, …) dann betrifft es uns sehr wohl, ob wir wollen oder nicht und ob wir den Klimawandel als grüne Spinnerei sehen, oder dessen Existenz anerkennen.

Es ist dabei aus meiner Sicht vollkommen egal, welchen Beitrag der Mensch dazu leistet. Wir müssen zusehen, dass dieser Beitrag so gering wie möglich ist und das die Schwellenländer auch wachsen können und nicht die gleichen Fehler machen, wie wir in der westlichen Welt.

Fakt ist, dass die Erde noch nie so viele Menschen an Bord hatte und deren Anzahl wahrscheinlich bis Mitte des Jahrhunderts die 9 Milliarden erreichen wird. Dem Großteil dieser Menschen geht es dabei sicher nicht um den zweiten Fernseher, DVD-Player oder den Zweitwagen, sondern um basale Dinge, wie sauberes Wasser und eine Portion Reis.

Allerdings hat doch jeder von uns das gleiche Recht auf einen hohen Lebensstandard, schließlich bestimmen wir doch nicht in welchen Verhältnissen wo auf dieser Welt wir geboren werden und aufwachsen.

Die Diskussion, vor allem die politische gleicht dann wohl eher der Diskussion, welche zwei Männer in einer Metapher führen:

Eine Frau schwimmt im Meer und wird von einem Hai angefallen. Zwei Männer sehen das und wollen ihr helfen. Sie diskutieren aber zuerst, ob es nun ein Hai oder ein Baracuda ist. Inzwischen wird die Frau unter Wasser gezogen und stirbt.

Was ich sagen möchte ist, dass wir bei einem Unfall doch auch nicht erst lange fragen, wer denn schuld ist, sondern möglichst schnell den Leuten helfen, um Schlimmeres zu verhindern.

Am Ende trifft es uns auch selber wieder und ich will nicht zu denen gehören, die später erkennen müssen, dass wir nicht alles getan haben. Ich will mich auch nicht vor unserem Sohn Dominik rechtfertigen müssen, dass ich als Politiker nichts gegen diese Entwicklungen unternommen habe.

Mir ist schon klar, dass ein Umweltpolitiker, noch dazu aus einer konservativen Fraktion, dessen Wahlkreis einen Promilleteil der Welt ausmacht, nicht die Welt verändern kann. Aber ein kleines Rad im Getriebe kann man schon sein und vielleicht zumindest den einen oder anderen zum Nachdenken anregen. Im Übrigen ist doch der Schutz der Schöpfung eines der urkonservativsten Anliegen – schade nur, dass nur wenige so verstehen!

Geärgert hat mich allerdings die Einführung in den Film, welche der Gouverneur von Colorado (!) Bill Ritter, vornahm. Er sprach davon, dass die USA die Führerschaft (Leadership) beim Thema Klimapolitik übernehmen wollen und aller Welt beweisen wollen, wie wichtig das wäre.

Da komme ich mir schon vor, wie im falschen Film, wenn ich anschließend in der kleinen Stadt Boulder (94.000 Einwohner) über eine vierspurige Straße (da gibt es einige davon) gehe und dabei 5 Minuten warten muss, weil ständig riesige Jeeps an mir vorbeifahren.

Interessant ist dann auch die Aussage im US-Außenministerium gewesen, dass man ja nicht mit Europa über das Thema verhandeln müsse, weil wir ja „good boys“ sind und man sich nur auf China und Indien konzentrieren müsse.

Vielleicht sollte man das noch stärker in die Diskussion einbringen und den Grünen klar machen, dass das tausendste Windrad in Deutschland sicher nicht das Klimaproblem löst und eine Verteuerung von Strom durch ideologische Vorbehalte gegen Kernkraft und Carbon Capture and Storage (Speicherung von CO2 aus Kohlekraftwerken) unsere Wirtschaft einseitig schwächt und Niemand etwas davon hat. Wir sollten vielmehr schauen, dass eben die Technologien für China und Indien aus Europa kommen und nicht auf vorindustriellem Niveau die Energie für das Wachstum der Schwellenländer erzeugt wird.

Okay, das waren jetzt ein paar (zu viele) geistige Ergüsse zur Klimapolitik, aber aus diesem Grunde bin ich ja schließlich hier…

Am Abend waren wir noch mit der Gruppe essen, sozusagen gemeinsam den Valentinstag verbringen…

Erstaunlich war für mich, dass Marlene Löhr – die Landesvorsitzende der Grünen in Schleswig-Holstein – nicht grundsätzlich die Abspeicherung von CO2 ablehnt, für Deutschland allerdings schon.

Vielleicht lag es daran, dass sie in der Mitte zwischen Agata Hinc und mir saß, zwei Verfechter dieser Technologie.

Agata und ich haben beschlossen nach der Reise einen gemeinsamen wissenschaftlichen Artikel zu schreiben, sozusagen polnisch-deutsch. Schließlich will ich ja meine wissenschaftliche Arbeit neben und WEGEN der Politik fortsetzen und das kann auch dazu beitragen, dass für unsere beiden Länder ein paar neue Impulse gesetzt werden.

Sonntag, 14. Februar 2010

Samstag, 13. Februar 2010

Inzwischen konnte ich auch die restlichen Teilnehmer der „Umweltgruppe“ kennen lernen, die etwas amüsiert verwundert waren, als sie hörten, dass ein „Konservativer“ unter Ihnen ist.
Naturgemäß ist die Thematik ja stark von den Grünen aller Herren Länder besetzt (die meisten aus NGOs), aber das wusste ich vorher und schlage mich durch. ;)
Mit Agata aus Polen hatte ich bereits vor der Reise Kontakt, da sie sich mit Carbone Capture and Storage (Speicherung von CO2 aus Kohlekraftwerken) befasst und dies auch für eine notwendige Brückentechnologie hält. Sie scheint also keine „Grüne“ zu sein (was ich noch rausfinden werde)…

Mein Blick als Umwelt- und Energiepolitiker brachte bereits einige Einsparpotentiale zu tage:
- Warum beleuchten die Amerikaner Ihrer Häuser von außen, als wäre Weihnachten…und das auch noch mit Glühlampen?
- Könnte man die Temperatur im Raum nicht besser über ein Thermostat und das Fenster regeln?
- Wieso müssen die Autos so groß sein und warum hat eine so große Stadt wie Washington ein so schwaches (ich hab es ehrlich gesagt gar nicht gesehen) Öffentliches Beförderungsnetz ?…geht alles im Individualverkehr
- Ich dachte immer, die Eisenbahn hat Amerika erobert…dieser Eroberungszug ist scheinbar auf dem Abstellgleis stehen geblieben, denn die Streckennetze (im Regionalbereich) sind mehr als dürftig.

Der Flug nach Denver war okay – die Amerikaner sehen Flugzeuge wahrscheinlich eher wie wir die Bahn – 4 Stunden ging es also wieder durch die Lüfte, um dann nach Boulder in den Rocky Mountains aufzubrechen, wo wir die kommenden 4 Tage verbringen werden.

Ich habe mich dann auch noch spontan (wie immer) bereit erklärt am Dienstag in der Handelskammer einen Vortrag zu „green technologies in the freestate of Saxony“ zu halten, um meiner Reise auch einen gewissen Werbeeffekt für Sachsen zu geben.
Auf diesem Gebiet können wir uns ja sehen lassen und ich kann dann behaupten, in den USA schon mal referiert zu haben ;)

Am Flughafen Denver angekommen fuhren wir noch 45 Minuten mit „My name is Scott“ nach Boulder in den Rocky Mountains. Das dortige „Quality Inn“ ist ein nettes kleines Hotel, ziemlich gemütlich eingerichtet.
Boulder ist dann eher das typische Amerika- Washington erinnert mich eher an London und ist etwas europäischer. Hier wiederum ist alles sooo groß und irgendwie mit dem lockeren amerikanischen way of life ausgestattet.

Unserer Gruppe traf sich, um in der Stadt etwas Essen zu gehen, wir teilten uns dann aber, weil Einige unbedingt Mexikanisch essen wollten, ein Teil (dazu gehörte ich) aber nicht unbedingt.
Wir kehrten dann mit 11 Leuten in der „Cheesecake factory“ ein, die wohl für ihre Käsekuchen berühmt sein soll. Ich zog es vor, einen Kobe-Rind (Koberinder sind die teuersten Rinder der Welt) zu essen, woran ich fast verzweifelt bin. Ich weiß nicht, wie sie es machen, aber die Portionen sind für mich (und das will etwas heißen!) einfach zu groß. Linda, aus Lettland kam nicht mal über ihre Vorspeise hinaus. Interessant fand ich schon, dass ich für die Bestellung meines Bieres den Ausweis zeigen sollte (wie alle übrigens) – so viel Kontrolle muss eben sein ;).
Nach dem Essen gingen wir noch die Einkaufsstraße entlang und kehrten dann gegen 21 Uhr (23 Uhr in Washington und 5 Uhr MEZ) zurück.

Reise in die USA

Ein guter Grund den Blog zu starten:

Reisetagebuch über die USA-Reise im Rahmen des Programmes „Young Leaders Dialoge with America“

Nun habe ich mir also überlegt ein kleines Reisetagebuch zu führen, um auch später zu wissen, was ich im Februar 2010 so erlebt habe.

Die Ankunft auf dem Flughafen Washington Dulles was wiederum vom Warten in einer langen Schlange geprägt, welche daraus resultierte, dass die amerikanischen Grenzpolizisten jeden der Ankömmlinge in mehr oder weniger lange Gespräche verwickelten. Das scheint eine gezielte Sicherheitsstrategie zu sein, um möglichst viele spontane Informationen über die Einreisenden zu erhalten. Um ehrlich zu sein kam ich mir in der Schlange auch etwas seltsam vor, da ein Großteil der Wartenden auf die Klischees von Talibans passte…

Nachdem ich dann also endlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen war, nahm ich mir das erstbeste Taxi, ein Shuttle, wo ich als Beifahrer den letzten der 8 Plätze ergatterte. Im Rundum-Verfahren sollte dieses Taxi nun also in Washington geleert werden.
Die Fahrt gestaltete sich als schwierig, weil alle Washingtoner die Gelegenheit, dass der Schnee auf den Straßen sich nunmehr in Grenzen hielt, nutzten, um ihre Fahrzeuge zu bewegen.
Es waren tatsächlich alle (!) Straßen dermaßen zu, dass selbst die galanten Abkürzungen des Fahrers (ein schwarzer Student, der Hipp-Hopp mag und ziemlich locker – „I know my job!“) keine Entspannung brachten.
In diesem Chaos wollte dann auch noch ein großes Feuerwehrauto durch den absoluten Stau, wo keine Möglichkeit des „Ranfahrens“ bestand. Die Autos schoben sich also irgendwie an den Rand, um den LKW mit lautem Signal, durchzulassen. Unsere Taxi-Besatzung ermutige dann den Profi-Fahrer sich doch dahinter zu hängen, was er auch tat und es schaffte für 200 m auch dran zu bleiben.
Zum Hotel konnte er mich aufgrund des Staus dann doch nicht ganz bringen, weil dies einen weiteren Umweg und entsprechend Zeit gekostet hätte. Dafür zahlte ich nur 30 Dollar (statt der von meinen Organisatoren angekündigten 65), war zufrieden und ging die „two blocks“ dann zu Fuß, teilweise durch extremen Tiefschnee.

Ich fand mich aber recht gut zum Hotel und checkte ein. Da ich auch gleich Internet fand und meinen kleinen Laptop anschloss, erreichte mich die e-Mail von Stepan aus Tschechien, der eben auch mit Martin und Vanda das Hotel erreichte und fragte, ob wir gemeinsam noch etwas essen wollten. Ich hatte (trotz meiner Futterattacke im Flugzeug) großen Hunger und wir gingen dann ins „Stoneys“, einer Bar, nicht weit vom Hotel. Das „Grilled Chicken Sandwich“ mit local beer (keine Ahnung wie es hieß) war groß und ich wurde satt.
Wir verstanden uns recht gut und die Jungs waren froh in einer „normalen“ Bar gelandet zu sein, weil sie am Abend vorher in Frankfurt in einer Schwulenbar waren, dies aber erst nach einer halben Stunde merkten. ;)

Wir gingen anschließend zum Hotel zurück, wo ein Teil der restlichen Gruppe aus dem Theater wieder eingetroffen waren. Ich lernte also in kurzer Zeit noch ein paar Leute kennen, deren Namen ich leider nicht behalten habe, was sicher auch an der Müdigkeit lag, da ich ja bereits 23 Stunden auf den Beinen war.
Auch die Franzi aus Deutschland traf ich, deren Gepäck bereits auf dem Weg nach San Francisco war, sie aber ja in Washington weilte. Entsprechend „gut gelaunt“ schien sie, auch weil zusätzlich durch den Schnee ihre Füße nass waren und sie nichts zum Wechseln hatte.
Am als Jemand, der im „Land der Frühaufsteher“ (Sachsen-Anhalt) groß geworden ist, konnte sie damit doch recht gut umgehen.